Seit 1992 komme ich in unregelmäßigen Abständen immer wieder nach Rhodos.
In diesem Jahr war ich nun bereits das 7. Mal auf dieser wunderschönen Insel, die in all den Jahren nichts von ihrem Reiz verloren hat.
Zwar wird -wie vor 20 Jahren schon- überall gebaut; lässt man den touristisch überschwemmten Norden einmal ausser Acht, hat sich die Insel ihren 70er-Jahre Charme aber nach wie
vor bewahrt.
Und Ende April, wenn die Mittel- und Nordeuropäer in ihren beruflichen und gesellschaftlichen Laufrädern noch vom Urlaub träumen, dann ist es auf Rhodos herrlich ruhig.
Die Griechen haben sich von der vergangenen Saison erholt, sind voller Tatendrang und erwarten mit großer Vorfreude die ersten Gäste der neuen Saison.
Alles blüht, die Strände sind fast leer, die Tavernen auch.
Die Insel atmet Frische und der frühe Reisende füllt seine Lungen mit unverbrauchter, klarer Luft.
So war auch der diesjährige Rhodosurlaub wieder ein Erlebnis, das meine Akkus für den Rest des Jahres füllen sollte.
Und er tat es!
Berge am Horizont, wo eigentlich gar keine sein dürften. -
Ich sehe die Türkei! Eine Sicht von rund 100 km.
Die Berge wirken schneebedeckt. Schneeweisse Fleischberge
auch am Strand.
Rote, reife Tomaten auf weisser Brüstung vor türkisblauem
Meer. Retsina im Glas.
Motorrollergeknatter. Männer im Kafeneon, Frauen in der Kirche.
Schwarz gekleidete Frauen, jung wie alt.
Wie in Trauer darüber, dass die Männer taub zu sein scheinen
für die orientalisch klingenden, gesungenen und über Lautsprecher
nach draussen geworfenen Worte des Popen.
Fisch auf Pickup-Ladeflächen; anfangs frisch, dann zunehmend
fischig riechend.
Kräuterbüschel für das Sonntagsessen.
Männer in feinen Anzügen steigen aus frisch gewaschenen
Limousinen.
Kleine "Damen", herausgeputzt und in Mama's viel zu großen
Sonntagsschuhen stolpern auf und ab.
Vollbärte, schwarz und grau - orthodox wirkend.
Ein Ameisenhaufen aus verbeulten, verdreckten japanischen
Pickups, scheinwerferlosen, kotflügellosen, auspufflosen
Motorrollern und neuen, nur leicht verstaubten koreanischen
Touristenkleinwagen.
Dunkelbraune Haut unter schwarzem lokigem Haar in langen Hosen
neben hummerfarben verbranntem Teint, gekrönt von blonden Schnittlauchlocken, zur Schau getragen in Hotpants.
Ein wunderbarer Sonnenaufgang über dem Meer, Sonne auf meinem
Po.
Später dann einen Frappé und ein Mythos im Café.
Eine Politesse, komplett fehl am Platze. Verkehrschaos bei
Schulschluss, eine alte Griechin auf ihrem Esel mittendrin.
Steine und Muscheln sammeln am Strand, lesen auf dem Balkon,
ein Glas Rotwein.
Ein Spaziergang in unbekannte Buchten, versteinerte Jakobsmuscheln hoch über dem Meer.
Ein bekiffter Australier in seinem "private paradise".
Fangfrischen Fisch bei Dimitris, herrliche Lichtspiele auf spiegelglatter See.
usw., etc. pp.