Entlang des Weges traf ich immer wieder auf sehr bemerkenswerte Stellen,
die geradezu nach einer Rast verlangten.
Einer dieser Punkte war die "Bodegas Irache", ein Weingut eine Stunde hinter Estella. Aus einem in die Wand eingelassenen Brunnen sprudeln Wein und Wasser - kostenlos!
Als ich dort eintraf war es ca. 8.00 Uhr morgens, und es herrschte schon reger Betrieb am Brunnen.
Der Rotwein war zwar keine Reserva, aber trinken ließ er sich auch so früh am Morgen schon ausgezeichnet.
(Irache gibt es übrigens bei EDEKA im Weinregal. Kein Nobelwein, aber ein ehrlicher und authentischer Tropfen.)
Ein Ort, für den ich sogar fünf Kilometer Umweg in Kauf nahm, war die Kirche von Eunate.
Man weiss nicht genau, wer sie aus welchem Anlass und zu welchem Zweck erbaut hat, auch die Zeit aus der sie stammt ist nicht genau bestimmbar.
Die sich am hartnäckigsten haltende Theorie ist jedoch, dass es sich bei dieser kleinen Kirche um eine Grabkirche der Templer handeln könnte.
Sie ist unscheinbar - sie ist wunderschön.
Als ich dort ankam, war gerade ein Schwarm von Bayern aus dem Bus ausgestiegen und umrundete die Kirche fahnenschwingend mit teutonischem Getöse. Ich wollte schon weitergehen - doch irgendetwas hielt mich zurück, rief mir zu: "komm' rein!"
Und ich hatte vorher noch keine Kirche betreten, die wie diese war!
Ummauerte Stille, in einen steinernen Rahmen gefasste Ruhe.
Ich setzte mich auf eine schlichte Holzbank an der Wand und war umgeben von: Zeit, Stille, Leere.
Zeitlose Zeit, ohrenbetäubende Stille, überquellende Leere.
Und auf mir ruhte der Blick einer Marienstatue, der lebendiger nicht hätte sein können. Ich fühlte mich im ersten Moment von diesem Blick durchbohrt, wachsam beobachtet.
Doch schon im nächsten Augenblick fühlte ich mich so geborgen, wie ich es noch nie gefühlt hatte. Es war ein Gefühl, wie man es im Bauch der Mutter haben muss: "Es kann Dir nichts passieren, alles wird gut!"