Bereit?



Na, dann los - vamos!
Na, dann los - vamos!

Antonius, Du hast erwähnt, dass Du für die Vorbereitungen sehr lange gebraucht hast.

Was hat denn so viel Zeit in Anspruch genommen?

 

- Zuallererst war da das Sammeln und Auswerten von Informationen. Ich besorgte mir alles, was an einschlägiger Literatur zum Jakobsweg zu bekommen war. Ich wollte alles wissen! Freilich stellte ich bald fest, dass nur ein kleiner Teil davon wirklich für mich bestimmt war.

Einen großen Haufen von Büchern habe ich lediglich angelesen, dann legte ich sie zur Seite.

Entweder fand ich darin nicht, was ich suchte; oder aber ich hatte es schon an anderer Stelle gefunden.

Ich hatte für meinen Weg nur eine begrenzte Anzahl von Tagen zur Verfügung -16 Tage reine Gehzeit-, also musste ich mir die Tagesetappen genau festlegen, sie planen.

Aus diesem Grund kaufte ich mir auch verschiedene Reiseführer, aus welchen ich mir am Ende dann den auswählte, der meinem Zeitplan am ehesten passend erschien.

 

Was nimmt man denn ausser einem Reiseführer noch so alles mit auf solch eine Reise?

 

- Nun, der Platz, den man zur Verfügung hat, ist sehr begrenzt! Und nach diesem Platz richtet sich dann auch, was man mitnimmt.

Ich begann damit, die mir unentbehrlich scheinenden Dinge auf dem Boden auszubreiten. Dann versuchte ich, sie in den Rucksack zu packen.

Dabei bin ich recht schnell an die Grenzen des Machbaren gestoßen. Und jedesmal habe ich dann das eine oder andere doch nicht ganz so Wichtige vom großen Haufen weggenommen.

Am Ende war dann das übrig, was gerade so in den Rucksack passte.

 

Und was im Einzelnen war das dann?

 

- Um es vorweg zu nehmen: Es war immer noch viel zu viel!

Ich hatte einen Rucksack mit 65 Litern Fassungsvermögen; gefüllt brachte er satte 14 Kilo auf die Waage. Dazu noch das Paar Wanderschuhe, die Kleider, welche ich am Leib trug, den Hut, die Teleskopstöcke, die Hüfttasche mit Papieren, dem Reiseführer, meinem Moleskine und so weiter. Insgesamt schleppte ich knapp 20 Kilo mit mir herum.

 

Du möchtest also keine Packliste aufstellen...?

 

- Nein. Jedem ist etwas Anderes unverzichtbar. Ich habe Leute getroffen, die schleppten große Objektive mit sich herum, oder ein GPS-Ortungsgerät.

Andere widerum kamen mit 35 Liter-Rucksäcken aus.

Was man dabei haben sollte, das ist der Jahreszeit und den zu durchwandernden Gegenden angepasste Kleidung - am besten in zweifacher Ausführung. Gutes, festes und zuvor eingelaufenes Schuhwerk ist natürlich ganz wichtig! Eine Kopfbedeckung muss dabei sein, denn es gibt sehr lange Strecken ohne eine Spur von Schatten! Eine Sonnenbrille kann auch nicht schaden. Ansonsten: Zahnbürste und -pasta, eine Flasche Outdoor-Seife (zum Wäschewaschen, Haarewaschen und Duschen), ein Handtuch. Schlafsack. Das ist eigentlich alles.

Alles andere, wie Fotoapparat, Mobiltelefon, Wanderstöcke, Fön oder solche Dinge sind zusätzliches Gewicht. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden.

Und was ganz wichtig ist: Der Rucksack muss passen! Vor dem Aufbrechen sollte dieser bei Wanderungen auf seinen Sitz geprüft und richtig eingestellt werden.

 

Hast Du Dich denn körperlich irgendwie vorbereitet? Bist Du ins Gebirge gefahren oder hast Du lange Wanderungen gemacht?

 

- Ich stamme aus dem Schwarzwald, dort habe ich Berge genug. Aber ja, ich habe schon die eine oder andere längere Wanderung mit Rucksack gemacht. Im Sommer bin ich viel geschwommen, sonst habe ich nicht speziell trainiert.

 

Man sollte aber doch einigermaßen fit und gesund sein, wenn man sich auf einen Fußmarsch von ein paar hundert Kilometern Länge begibt?!

 

- Klar. Das bedeutet aber nicht, dass man sich vorher extra Beinmuskulatur antrainieren muss.

Körperliche Ausdauer ist schon auch wichtig - die meisten Leute, die auf dem Weg scheitern, tun dies allerdings, weil ihnen die Ausdauer im Kopf fehlt. Oder weil sie nicht wirklich bereit waren.

 

Nicht wirklich bereit? Ich denke, wer sich auf so eine Pilgerreise begibt, hat sich das vorher sicher genau überlegt...

 

- Und trotzdem kann es sein, dass er nicht dafür bereit ist! Ich habe genug Leute getroffen, die in glänzender körperlicher Verfassung waren und dann nach ein paar Tagen abgebrochen haben. Ihr Körper wollte nicht mehr, sie waren von Blasen oder Schienbeinentzündungen geplagt und mussten nach Hause zurück. Unser Körper gibt uns ganz klare Zeichen.

 

Hattest Du denn keine Blasen? Ich glaube nicht, dass für Dich der Weg ein Spaziergang war!

 

- Oh nein, ein Spaziergang war er ganz gewiss nicht!

Schon die erste Etappe über die Pyrenäen brachte mich an den Rand der Aufgabe! Ich habe Rotz und Wasser geheult, habe geschrien. Die Nacht danach war ich von Krämpfen der übelsten Sorte geplagt, fand in dem überfüllten, stickigen und lauten Schlafsaal keinen Schlaf.

Aber ich musste nicht aufgeben, mein Körper war am nächsten Morgen wieder bereit.

 

Also muss neben der körperlichen Fitness auch die psychische Verfassung stimmen?

 

- So kann man das auch nicht sagen. Sicher, es macht es leichter, wenn man körperlich fit ist. Das allein ist aber kein Garant dafür, dass man das Ziel erreicht.

Und was die psychische Verfassung angeht: Man kann so eine Pilgerreise auch erfolgreich bestehen, wenn man nicht in Hochstimmung ist.

Das was wirklich ausschlaggebend ist, was darüber entscheidet, ob man sein Ziel erreicht oder nicht, ist: "Bin ich bereit dafür?"

Wenn man sich diese Frage ohne jeglichen Zwang ehrlich mit "Ja!" beantworten kann, dann schafft man das gesteckte Ziel auch. Muss man sich diese Frage nach ehrlichem Nachdenken aber mit "Nein" beantworten, dann sollte man zu Hause bleiben. Dann ist es noch nicht Zeit dafür.

Ein "Vielleicht" oder "Eigentlich schon, aber..." gibt es als Antwort auf diese Frage logischerweise nicht!

Man muss sich ganz sicher sein!