Oliven, Geschichte, Einsamkeit.
Eines gleich vorab: Dieser Camino ist hart, er fordert, erfuellt!
Gleich hinter Granada geht es hoch in die Berge - in die Subbetica.
Wer vom Camino Frances die sanften Huegel der Meseta noch im Kopf hat, wird sich hier direkt hinter Granada ganz anderen Herausforderungen ausgesetzt sehen: Es geht kraeftig rauf und runter!
Und das aendert sich auch nicht, bis man die Sierra Morena (noerdlich von Cordoba) hinter sich gelassen hat...
Man wandert zwischen schier endlosen Olivenplantagen - und das fuehrt mitunter zu Orientierungsschwierigkeiten.
Prinzipiell haben die Freunde des Jakobsweges aus Granada und Cordoba die Strecke wirklich gut markiert (gelbe Pfeile, Granitpoller),
doch zwischen diesen sich bis zum Horizont erstreckenden Olivenplantagen muss man dennoch gut aufpassen, um nicht vom Weg abzukommen! (Ist mir zweimal passiert).
Zum Glueck ist immer dann Hilfe da, wenn man sie braucht: Und so traf ich jedesmal auf einen Bauern, der mich auf den
richtigen Weg zurueck lotste.
Der Weg ist spektakulaer - aber sehr einsam.
Nicht nur, dass man sich zwischen all den Olivenbaeumen so ziemilch verloren vorkommt - ausser dem einen oder
anderen Bauern trifft man hier Niemanden.
Man kommt statt dessen an Ruinen und wild wucherndem Oleander vorbei - meistens ohne irgendwelchen Schatten!
Irgendwann hat man von all den Olivenbaeumen dermassen die Nase voll, dass man sich nach der Leere der Meseta
sehnt...
Doch das muss warten, bis man die (fuer mich) schoenste Stadt Andalusiens Cordoba und die sich direkt dahinter erhebende Sierra Morena passiert hat.
Cordoba ist eine wirkliche Perle unter all den herlichen spanischen Staedten!
Sevilla, Madrid, Salamanca, Leon, Burgos, Toledo, Avila... ich koennte diese Liste beliebig weiter fuehren.
Und trotzdem: Unter all diesen zweifellos wunderbaren Staedten Spaniens hat mir Cordoba am besten gefallen!
Cordoba ist eine Stadt mit Geschichte (wie die anderen auch), mit vielen wundervollen Parks und Gruenanlagen (wie die anderen auch), mit einer ueberwaeltigenden Altstadt (wie die anderen auch), und dennoch: Diese Stadt ist einzigartig!
Hier spuert man den Geist des friedvollen Zusammenlebens 3er Kulturen hautnah!
Die Mezquita ist ein dermassen vollendetes Beispiel der Vereinbarkeit scheinbar unvereinbarer Weltanschauungen, dass es einem kalt den Ruecken herunter laeuft!
Weitere Highlights sind natuerlich: Die Roemerbruecke, der Palacio de los Reyes Catolicos und die Juderia (Viertel direkt an die Mezquita angrenzend).
Unterkuenfte: Albergues gibt es fast keine!
Ist man es auf dem Camino Fances oder der Via de la Plata gewohnt, am Ende einer Etappe in einer Pilgerherberge zu uebernachten, so
muss man auf dem Camino Mozarabe ueberwiegend in Hostales oder Hotels naechtigen.
Und damit von vorne herein mit hoeheren Ausgaben rechnen! (Im Schnitt musste ich im Mai/Juni
2014 fuer ein Einzelzimmer 22.-Euro bezahlen)
Es gibt zwar Pilgerherbergen (meist staedtische Herbergen) - diese befinden sich aber meistens einige Kilometer ausserhalb der
Ortschaften - und waren im Mai/Juni 2014 geschlossen!
Loebliche Ausnahmen findet man in: Cerro Muriano und Hinojosa del
Duque.
Die private Herberge in Cerro Muriano (erste Etappe nach Cordoba) wird von dem niederlaendischen
Hospitaleropaar Maria Suzanna und Gert-Jan betrieben und verwoehnt den Pilger mit Doppelzimmern, einer Kueche im Freien und einem Swimmingpool - und mit ganz viel
Herzlichkeit!
Die staedtische Herberge in Hinojosa del Duque befindet sich direkt an der Plaza de Espana, ist so
gut wie neu, sehr sauber und verfuegt ueber einen kostenlosen Internetzugang fuer die Pilger. Den Schluessel bekommt man gleich nebenan bei der Policia Local.
Schatten? Fehlanzeige!
Auf den rund 450 km von Granada bis Merida stehen zwar Millionen von Olivenbaeumen, Schattenspender sind sie jedoch keine...
Und auch die Steineichen hinter Cordoba stehen nicht so dicht, dass man der Sonne fuer laengere Zeit entkommen
koennte.
Ohne Hut und Sonnenschutz geht nichts!
Man ist vom Start (morgens Frueh) bis zur Ankunft am Ziel (nachmittags) also in der prallen Sonne unterwegs.
Unter diesem Gesichtspunkt bekommt der Name "Extremadura" die ihm innewohnende Bedeutung:
Extrem hart.
Denn in der Extremadura weichen die Steineichen und Oliven langsam aber sicher endlosen Getreidefeldern - und der einzige Schatten, den
man noch zu sehen bekommt, ist der eigene...
Palaeste und Ruinen
Spanien ist voll von Geschichte - was dem Pilger als erstes anhand der vielen Ruinen und Palaeste bewusst
wird, denen er auf seinem Weg begegnet.
Doch waehrend in den Staedten die praechtigen Kirchen, Alcazare, Bruecken und Palacios mit Hilfe der EU-Foerdemittel aufwaendeig und
kunstvoll als Touristenmagnete erhalten oder restauriert werden, verfallen auf dem Land die Gehoefte in erschreckend grosser Zahl.
Pulsierende Staedte, sterbende Doerfer.
In den Staedten brummt das Leben, waehrend in den kleinen Doerfern kaum mehr ein Kind zu finden
ist...
Die Landflucht ist in vollem Gange, die Jungen suchen nach Arbeit in der Stadt und lassen die Alten zurueck.